Stuttgart. Nach dem Willen der SPD im Landtag sollen Schüler an allgemein bildenden Gymnasien künftig zwischen dem acht- und neunjährigen Abitur wählen können. Im Landtag wurde am Donnerstag über einen entsprechenden Gesetzentwurf diskutiert.
Über 70 Prozent der Eltern, die Erfahrungen mit dem achtjährigen Gymnasium gemacht haben, seien gegen diesen Bildungszug in seiner derzeitigen Form, sagte der SPD- Abgeordnete Frank Mentrup. Jedoch gebe es bloß in Baden-Württemberg soviel Protest und Unzufriedenheit darüber. Um dieser Unzufriedenheit entgegenzuwirken schlägt er die Wahlmöglichkeit zischen dem acht- und neunjährigen Gymnasium vor. Und zwar nicht als „Maßnahme von oben“, sondern als Möglichkeit für die Schulen, die dies wünschen.
Es gehe nicht darum schnelle und langsame Schüler zu trennen, erklärte Mentrup. Oftmals klagten Schüler und Eltern über zu lange Schulwege, die viel Zeit kosten, eine zu hohe Wochenbelastung und kaum Zeit für Hobbys und andere Interessen. Deshalb sollten die Schüler, die das wollen, in neun Jahren Abitur machen können. Zusätzliche Kosten entstünden dadurch nicht.
Ein Vorschlag, der bei der CDU-Fraktion nicht auf Gegenliebe stieß: „Die SPD versucht die Idee der Einheitsschule an den Mann zu bringen“, sagte die Abgeordnete Christa Vossschulte. Zudem warf sie den Sozialdemokraten ein „Wirrwarr“ an Vorschlägen vor. Gebe es G8 und G 9 als Parallelzüge, dann binde das sehr viel Kraft, um zu verhindern, dass eine Zweiklassengesellschaft entstehe, kritisierte sie den SPD-Vorschlag. Zudem wies sie zurück, dass durch die Parallelzüge keine Kosten entstehen würden: „Sie wissen ganz genau, dass ein zusätzliches Schuljahr Geld kostet.“ Denn es müssten neue Lehrer eingestellt werden. Weiterhin sieht Vossschulte von Seiten der Schulen keinen Bedarf: „Man munkelt es gebe bloß zwei Anträge.“
FDP räumt Probleme bei G 8 ein
Auch die FDP sieht ausschließlich Gründe dafür, den Gesetzentwurf abzulehnen: Die Zahlen, die Mentrup aufführe seien nicht belastbar, sagte die Abgeordnete Birgit Arnold. Zudem fokussiere sich die SPD lediglich aus „wahltaktischen Gründen“ auf G 8. Und auch sie führte an, dass die Parallelzüge „nicht bezahlbar“ seien. Jedoch räumte Arnold Probleme mit dem achtjährigen Gymnasium ein, die es nun zu lösen gelte. Zum Beispiel soll es jährlich Gespräche an Schulen geben, kündigte sie an.
Die Grünen-Abgeordnete Renate Raststätter sieht in der Wahlmöglichkeit zwischen G 8 und G 9 „keine Lösung für das achtjährige Gymnasium. Sie forderte vielmehr ein Gesamtkonzept. „Das Gymnasium muss zur Schule der individuellen Förderung werden“, sagte sie. Außerdem will sie eine Überprüfung der Bildungsstandards und die Einführung einen „Brückenjahrs“, in dem G-8 Schüler Lernstoff nachholen können.
Auch Kultusministerin Marion Schick (CDU) hält nichts von der Wahl zwischen G 8 und G 9. Obwohl demnächst Weihnachten sei — und fast alles möglich — habe sie mit einem solchen Vorschlag nicht gerechnet. Manche Geschenke seien nicht erwünscht. Die Landesregierung sei mit dem achtjährigen Abitur den Elternwünschen nachgekommen. Und sie betonte, dass die Änderungen die vorgenommen wurden, mitbestimmbar seien.