Stuttgart. Die Rettungsdienste in Baden-Württemberg sind nach Ansicht der Landesregierung und der im Landtag vertretenen Parteien sehr gut aufgestellt und leisten hervorragende Arbeit. "Wir haben ein vorbildliches System im Rettungsdienst und einen sehr, sehr hohen Standard", lobte Ulrich Goll (FDP) in der Debatte des Landtags zur Aktuellen Situation und Perspektive der Rettungsdienste. "Der Rettungsdienst in Baden-Württemberg ist weltweit wohl einer der besten", bewertete Thomas Funk (SPD) die Arbeit positiv. Deswegen solle der Rettungsdienst auch nach Aussage von Jürgen Filius (Grüne) nicht infrage gestellt werden, denn dessen Organisation habe sich bewährt.
Gerade angesichts der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen Einsatzzahlen bei einer sich verändernden Krankenhauslandschaft seien die Rettungsdienst-Strukturen und Personal-Ressourcen dieser Hilfsorganisationen wichtiger denn je, urteilte Innenminister Reinhold Gall (SPD) und folgerte: "Deshalb sollten wir daran auch in Zukunft nicht rütteln." Die gesetzlich festgelegte Übertragung von Aufgaben der Notfallrettung auf gemeinnützige Hilfsorganisationen habe sich außerordentlich bewährt. Nach Angaben des Ministers waren im vergangenen Jahr die Rettungskräfte im Krankentransport mehr als 1,65 Millionen Mal im Einsatz. 255 000 Notarzteinsätze - über 6000 mehr als 2011 - wurden verbucht. Helfer in der Luftrettung wurden 1100 Mal alarmiert. Derzeit gibt es 270 Rettungswachen im Südwesten.
Dennoch sind weitere Verbesserungen möglich, wie die Abgeordneten erklärten. Goll sagte, es lohne sich, über die bessere Qualität der Hilfeleistung zu diskutieren, moderne Technik einzusetzen und die Fahrzeuge besser zu steuern. Auch sei Potenzial vorhanden, die oft lebensentscheidenden Hilfsfristen in der Notfallrettung weiter zu verkürzen. Auch Ersthelfer seien hilfreich, ebenso wie Notfallsanitäter. Aus Golls Sicht konnte der der Wegfall des Zivildienstes weitgehend kompensiert werden.
Dieter Hillebrand (CDU) sieht eine Möglichkeit der Verbesserung in der "noch besseren Einbindung der Helfer vor Ort". Mit einer fachlich tiefer gehenenden Ausbildung und der Bezahlung einer Ausbildungsvergütung könne das Berufsbild attraktiver gestaltet werden und es gelingen, gute Leute für diesen Beruf zu gewinnen. Für Filius müssen die Schulen ihren Schülern noch stärker vermitteln, dass sich Jugendliche trauen, bei Notfällen zu helfen. Er berichtete, dass die 34 Rettungs-Leitstellen, denen knapp 6000 Helfer 400 Rettungsfahrzeuge, 140 Notarztwagen und acht Hubschrauber zur Verfügung stehen, mehr als 700 000 Einsätze vorgenommen haben.
Funk sieht in der Einrichtung der Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung und der Aufstockung der Fördermittel um mehr drei Millionen Euro mitentscheidende Schritte, die hohe Qualität im Rettungsdienst zu halten. Für Minister Gall ist es wichtig, dass der Patient "in das richtige Krankenhaus" gebracht wird. Die im Doppelhaushalt eingestellten 3,2 Millionen Euro sollen für investive Maßnahmen zum Ausbau, zur Erweiterung und zur Verlagerung von Rettungswachen sowie für die Standorte der Luftrettung verwendet werden.