Genießerland besteht auch ohne Witzigmann-Preis

23.05.2012 
Redaktion
 

Stuttgart. Die Landesregierung sieht sich nicht veranlasst, den Internationalen Eckart-Witzigmann-Preis mit aller Gewalt nach Baden-Württemberg zurückzuholen. Falls die Veranstalter mit dem Wunsch auf das Land und die anderen Kooperationspartner zukomme, die Preisverleihung erneut in Baden-Württemberg vorzunehmen, werde man, wie mit anderen Werbepartnern auch, die Modalitäten dafür beraten, erklärte Tourismusminister Alexander Bonde (Grüne) am Mittwoch im Landtag.

Das Land sei weiterhin ein Sammelbecken für Genießer und biete ein hochklassiges Angebot in allen Preisklassen. Gleichzeitig erinnerte Bonde an Spitzenköche in Baden-Württemberg wie Harald Wohlfahrt, Deutschlands besten Koch in Baiersbronn.

Die CDU-Fraktion hatte eine Debatte über den Verlust der Vergabe des Preises beantragt, nachdem der Witzigmann-Preis 2011 erstmals seit 2004 nicht mehr in Stuttgart, sondern in München vergeben wurde. Dies sei eine Entscheidung der Witzigmann GmbH München gewesen und habe mit dem 70. Geburtstag des österreichischen Jahrhundertkochs zu tun, der in München gastronomisch tätig war.

Arnulf Freiherr von Eyb (CDU) forderte die Regierung auf, diesen Preis wieder nach Baden-Württemberg zu holen. Schließlich habe die Verleihung das Image des Landes als Genießerland und Hochburg der Feinschmecker maßgeblich mit befördert. Der Grüne Reinhold Pix bezweifelte dies zwar nicht, er wies aber darauf hin, dass der Südwesten bekannt sei für seine Spezialitäten aus Küche und Keller. Deshalb müsse man „keine Staatskrise ausrufen“, befand der Winzer vom Kaiserstuhl. „Wir Grüne stehen für Vielfalt auf Acker und in der Küche“, erklärte Pix. Immerhin habe das Land eine exzellente Esskultur mit regionaltypischen Gerichten und könne stolz sein auf seine kulinarischen Genüsse. Deshalb dürfe ein Preis, der in Baden-Württemberg begonnen hat, „gerne in die Welt hinausgetragen werden - und wiederkommen.“

Hans-Peter Storz (SPD) bezeichnete den Witzigmann-Preis als „nette gute Idee“. Aber auch nur eine kleine Kampagne für das Genießerland. Bei der Vielzahl der guten Aktionen im Südwesten dürfe die CDU nicht so tun, als wenn dadurch „das Ende des Genießerlandes anbrechen würde“. Genuss gebe es nicht nur im Spitzenbereich, ohnehin könnten sich nur wenige Menschen einen Abend im Sternelokal überhaupt leisten. „Der CDU fehlt das Gespür für das Maß der Dinge“, kritisierte Storz. Vielmehr wies der „Hobbykoch“ darauf hin, dass in vielen Familien nicht mehr gekocht werde und sich Jugendliche hauptsächlich von Fast Food ernährten. „Wir sollten nicht über Witzigmann reden, sondern darüber, dass alle Kinder gesundes Essen zuhause und in der Schule erhalten“, forderte Storz. Deshalb müssten arme und benachteiligte Familien erreicht werden.


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Titelbild Staatsanzeiger