Abgeordnete wollen Qualität des Schulunterrichts verbessern

09.11.2016 
Von: schl
 
Redaktion
 

Stuttgart. „Wir haben ein Qualitätsproblem an unseren Schulen“, sagte CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart an diesem Mittwoch im Landtag. Nach dem schlechten Abschneiden von Schülern aus Baden-Württemberg beim IQB-Ländervergleich Ende Oktober befasste sich nun der Landtag mit der Bildungspolitik.

Nach der Studie des Instituts für Qualität im Bildungswesen (IQB) ist Baden-Württemberg im Ländervergleich deutlich abgesackt. Danach liegen die Neuntklässler im Fach Deutsch beim Lesen nur noch auf Platz 13. 2010 war es noch Platz 3. Beim Zuhören rutschten sie von Platz 2 auf Platz 14 ab. Und auch bei der Rechtschreibung sackten sie vom zweiten auf den zehnten Platz ab. Diese Ergebnisse haben Politiker aller Parteien im Landtag alarmiert.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sieht den Grund für das schlechte Abschneiden in der grün-roten Bildungspolitik der vergangenen Legislaturperiode. Die vielen Veränderungen und deren „überstürzte Umsetzung“ hätten zu Unruhe und Verunsicherung geführt. „Sie haben dem Leistungsprinzip den Kampf angesagt“, sagte Rülke.

Kritik an Reformen von Grün-Rot

Auch Wolfgang Reinhart kritisierte für die CDU die zahlreichen Reformen. Man habe eine neue Lernkultur ohne Noten, ohne Leistungserwartung und ohne pädagogische Verbindlichkeit eingeführt. Grüne und CDU hätten nun im Koalitionsvertrag die Qualität in den Mittelpunkt gestellt. Schüler müssten wieder erkennen, dass Leistung verlangt werde und dass es auch Spaß mache, Leistung zu erbringen.

Und Karl-Wilhelm Röhm (CDU) ergänzte, dass Bildungsgerechtigkeit bedeute, dass „wir den Talenten und Begabungen des einzelnen Kinds gerecht werden“. Dies bedeute jedoch auch, dass nicht der Elternwille entscheidend sein dürfe, sondern Begabung und Talent. Individuelle Förderung bedeute nicht individualisiert zu lernen, sondern eine entsprechende Betreuung des einzelnen Kinds, so dass dieses weiter käme. „Ohne Wissen ist alles andere nichts“, so Röhm.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Andreas Schwarz wies darauf hin, wie stark in die Bildung investiert werde. Auch habe man bereits an einigen Stellen reagiert, etwa mit mehr Unterricht für Grundschulkinder, präziseren Kompetenzvorgaben und höherer Fachlichkeit in den neuen Bildungsplänen und durch den Ausbau der frühkindlichen Bildung. „Wir werden uns Lernprozesse an allen Schulen ohne politische Scheuklappen anschauen“, versprach er.

FDP fordert erneut einen Schulfrieden

Der Fraktionschef der AfD, Jörg Meuthen, vertrat die Auffassung, dass Grün-Rot in erfolgreiches Bildungssystem innerhalb weniger Jahre erschüttert habe. Er sprach von „Leistungsnivellierung nach unten“ und forderte „eine Rückkehr zum Altbewährten“ und eine Abkehr von Gemeinschaftsschule und Inklusion.

Timm Kern (FDP) widersprach Meuthen. Eine Rückabwicklung sei falsch. Dies führe zu weiterer Unruhe und Verunsicherung. Lehrer, Eltern und Schüler jedoch wollten Ruhe und Planbarkeit. „Wir brauchen einen Schulfrieden“, brachte er erneut einen Vorschlag der FDP von vor der Landtagswahl ins Gespräch. Alle Parteien sollten sich auf Grundlinien in der Bildungspolitik einigen, damit die Bildungspolitik eine Beständigkeit über die jeweilige Legislaturperiode hinaus bekomme.

SPD sieht Ergebnis als Folge schwarz-gelber Bildungspolitik

Auch Stefan Fulst-Blei (SPD) sagte, dass die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs nicht zufrieden stellen könnten. Doch er wies auch darauf hin, dass die Gemeinschaftsschule nicht getestet wurde und die geprüften Schüler noch eine verpflichtende Grundschulempfehlung aus Zeiten der CDU-FDP-Regierung hatten. Auch sei der Bildungsplan der ehemaligen Kultusministerin Anette Schavan (CDU) abgeprüft worden. Er sah in den Ergebnissen auch eine Bestätigung für die Reformen, die nach 2011 eingeführt wurden. Er sprach sich für eine Bildungsenquete im Landtag aus.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wandte sich gegen weitere Diskussionen über Schulstrukturen. Man werde prüfen, wie Qualität in den einzelnen Bereichen hergestellt werden könne. „Die Schule ist ein Ort der Wissensvermittlung. Das muss künftig wieder stärker im Mittelpunkt stehen“, so Eisenmann. Sie stellte auch Überlegungen an, ob es nicht eine gesetzliche Grundlage geben müsse, durch die Fortbildungen für Lehrer verpflichtend würden. Sie sprach sich dafür aus, ein faires, qualitätsvolles, leistungsorientiertes Bildungssystem in Baden-Württemberg zu etablieren. „Der Handlungsbedarf ist definitiv gegeben“, so Eisenmann.


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