Alle außer AfD für Schulreferendariat in Teilzeit

30.11.2016 
Redaktion
 

Stuttgart. 6 von 16 Bundesländern kennen Regelungen, die angehenden Lehrkräften die Absolvierung ihres Vorbereitungsdiensts auch in Teilzeit ermöglichen. „Baden-Württemberg hinkt hinterher“, klagte der Weinheimer Abgeordnete Gerhard Kleinböck (SPD) am Mittwoch in einer Landtagsdebatte. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) signalisierte Zustimmung: „Wir fordern die Wirtschaft auf, Teilzeit anzubieten. Dann ist es auch an uns, Angebote zu machen."

Der Antrag sei auf ihre Person zugeschnitten, bekannte die Grünen-Abgeordnete Andrea Bogner-Unden. Sie habe ihr Referendariat der Geburt des ersten Sohnes wegen verlängert. Das Leben sei eben nicht immer planbar, und schon allein deshalb müsse „wo organisatorisch möglich, der Vorbereitungsdienst in Teilzeit angeboten werden“. Die Sigmaringer Oberstudienrätin verwies allerdings auf die schon bestehenden Möglichkeiten der „individuellen Begleitung“. Das habe bei ihr vor 35 Jahren auch funktioniert. Feste Vorgaben seien dagegen „teuer und nur schwer zu organisieren“.

Für die CDU machte Sabine Kurtz darauf aufmerksam, dass schon jetzt der Vorbereitungsdienst um drei bis sechs Monate verlängert werden kann, etwa bei der Pflege von Angehörigen oder Kindern. Kurtz erinnerte daran, dass die SPD fünf Jahre den Kultusminister gestellt, das Vorhaben aber nicht auf den Weg gebracht habe. Zugleich stellte sie in Aussicht, „sich dem Anliegen der SPD aber nicht zu verschließen, weil die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Priorität für uns hat“.

Kleinböck umriss den Kreis derer, die in den Genuss einer Neuregelung kommen könnten: Junge Menschen, die selbst gehandicapt oder in irgendeiner Form in familiäre Pflichten eingebunden seien – egal ob als Eltern oder als Unterstützer von pflegebedürftigen Angehörigen – hätten heute größte Probleme, den Vorbereitungsdienst so zu absolvieren, dass ein gutes Ergebnis auch eine Anstellung als Lehrkraft ermöglicht. Das Teilzeitreferendariat könne hier Abhilfe schaffen, auch wenn es nur eine überschaubare Zahl an Interessenten in Anspruch nehmen werde. „Studieren mit Kind ist schon schwierig, aber Vorbereitungsdienst mit Kind ist fast gar nicht unter einen Hut zu bekommen“, so Kleinböck, der selber Schulleiter ist.

Der AfD-Abgeordnete Stefan Räpple bezweifelte das Interesse am Teilzeitreferendariat und warnte vor einem Missbrauch der Öffnung. Timm Kern signalisierte für die FDP dagegen grundsätzliche Zustimmung. Bevor Veränderungen vorgenommen würden, müssten aber die Erfahrungen anderer Länder analysiert und die Auswirkungen in Baden-Württemberg geprüft werden. Dabei sei, so Kern, „große Sorgfalt“ nötig, deshalb werde seine Fraktion den von der Ministerin angekündigten Prüfbericht abwarten.

Eisenmann versprach eben diese „sehr konsequenten Prüfung“, weil es sich lohne, die Teilzeitmöglichkeiten genauer anzusehen. Wenn ein überzeugendes, finanzierbares Konzept möglich sei, „wäre mir das sehr, sehr recht“. Im Laufe des kommenden Jahres werde eine Bewertung erarbeitet. Kleinböck erwiderte, seine Fraktion wolle die Lehrerausbildung nicht revolutionieren, sondern Perspektiven schaffen nach der Devise „'Geht nicht' gibt es nicht“.


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Titelbild Staatsanzeiger