Digitalisierung soll Schub für Landwirtschaft geben

25.10.2017 
Von: Wolf Günthner
 
Redaktion
 

Stuttgart. Die Einführung neuer digitaler Technologien wird nach Einschätzung von Agrarminister Peter Hauk (CDU) der Landwirtschaft in Baden-Württemberg „einen Schub geben“. Damit könne die regionale Wertschöpfung deutlich erhöht werden, sagte der Minister am Mittwoch im Landtag. Das sogenannte „smart farming“ bringe mehr Arten-, Tier- und Umweltschutz und sorge für bessere Ernährung, urteilte Hauk. Er verspricht sich durch die Möglichkeiten der Digitalisierung auch Effekte bei kleinräumigen Strukturen.

In der Debatte kündigte der Minister an, durch im kommenden Jahr beginnende Modellprojekte die Möglichkeiten der Digitalisierung weiter zu erproben. Informationen sollen dann den Landwirten breit zur Verfügung stehen. Eine Milliarde Euro seien im Doppelhaushalt für das Programm vorgesehen – auch um „den letzten Hof zu erschließen“. Als Beispiele für technische Innovationen nannte Hauk den Einsatz von Drohnen im Weinbau oder Sensoren, die den Bedarf an Wasser und Düngung von Pflanzen ermitteln oder Daten über den Gesundheitszustand der Tiere übertragen können. Die zur Verfügung stehende Technik soll auch kleineren Betrieben zugänglich sein.

Die Digitalisierung erleichtere die Arbeit der Landwirte, stellte Patrick Rapp (CDU) fest. Seine Fraktion unterstütze deshalb eine digital gestützte, moderne Landwirtschaft. Durch „smart farming“ könnten die Betriebe ihre Effizienz steigern, negative Einwirkungen reduzieren, das Tierwohl fördern und die Teilhabe der Menschen in der Landwirtschaft verbessern. Dafür seien allerdings Breitband, Mobilfunk und GEO-Daten notwendig. Rapp sieht im Programm Landwirtschaft 4.0 auch die Möglichkeit, dem Artenrückgang von Insekten und Pflanzen entgegen zu steuern; die Ausweisung von Schutzflächen „bringen uns da nur bedingt weiter“, sagte Rapp. Er sieht in moderner Technik auch Möglichkeit, die Attraktivität des Berufstandes zu erhöhen.

Alle Fraktionen sehen Potenziale in der Digitalisierung

Auch Martin Hahn (Grüne) sieht Potenziale in der Digitalisierung, die gleichermaßen von ökologisch und konventionell betriebener Landwirtschaft genutzt werden könnten. Die Politik müsse allerdings die rechtliche Seite des breiten Technologieeinsatzes gut klären. Technik soll kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck sein. Die Digitalisierung sei notwendig, um die Landwirtschaft in eine gute Zukunft zu führen. Deshalb müssten flankierende Maßnahmen für die Bauern bereitgestellt werden, sagte der Öko-Landwirt.

Thomas Axel Palka (AfD) beschrieb am Beispiel eines Sojaanbaus in Südbaden die Vorteile der Digitalisierung. Er warnte allerdings davor, dass die großen Betriebe „immer größer werden und die kleinen durch den Strukturwandel eingehen“. Doch auch die kleinen Betriebe müssten an der Landwirtschaft 4.0 teilhaben können, zumal schon die Größe der Felder die Höhe von Subventionen beeinflusse.

Chancen, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren

Reinhold Gall (SPD) wies auf den seit Jahrzehnten erfolgten „enormen Strukturwandel“ in der Landwirtschaft hin. Doch trotz der Technologisierung durch Maschinen biete die Digitalisierung weitere Chancen. So könne Effizienz nicht nur für die Landwirte und Verbraucher erreicht werden, sondern auch für Umwelt, Energie und Arbeit. Schon heute würden ferngesteuerte und selbstfahrende Maschinen Zentimeter genau Pflanzen aussetzen und Düngemittel ausbringen, weshalb Optimierung auch Minimierung beim Pflanzenschutz bedeute. „Deutschland darf den Anschluss nicht verlieren“, warnte Gall.

„Mit Romantik werden wir die Zukunft nicht schaffen“, sagte Friedrich Bullinger (FDP). Deshalb sei Landwirtschaft 4.0 die Zukunft. Durch sie könne naturverbundene Landwirtschaft optimiert werden. Inzwischen seien Traktoren fahrende Computer, kaum eine Branche sei schon so weit in der IT wie die Landwirtschaft. Dennoch müsse der Breitbandausbau fortgesetzt werden, denn in ländlichen Gebieten laufe ein Bauer immer noch Gefahr, dass „er auf seinem 500 Meter langen Acker dreimal in ein Funkloch fahre“. Gerade kleinere Betriebe bedürften der Hilfe des Landes, Baden-Württemberg habe noch Nachholbedarf, konstatierte der Liberale. Allerdings dürfe es nicht noch mehr Vorschriften, Bevormundung und Enteignung geben.


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Titelbild Staatsanzeiger