Die Corona-Pandemie gefährdet die Existenz vieler Vereine

11.11.2020 
Von: Michael Schwarz
 
Redaktion
 

Stuttgart. Die Corona-Pandemie gefährdet die Existenz vieler Vereine. Einnahmequellen entfallen, die Zahl der Mitglieder geht zurück, die Kosten steigen. Nach Ansicht von SPD und FDP tut das Land zu wenig dagegen. Sozialminister Lucha sieht dies anders und verweist auf die 50 Millionen Euro schweren Hilfsprogramme.

Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hat am Mittwoch in einer aktuellen Debatte den Vorwurf von SPD und FDP zurückgewiesen, dass die Landesregierung die Vereine in der Corona-Krise nicht ausreichend unterstütze.

Ein Großteil der Soforthilfen sei bereits ausgezahlt worden. 22 Dachverbände seien angeschrieben worden, 8422 Vereine hätten von Hilfen profitiert. Jetzt werde auch noch über Anträge entschieden, bei denen unklar war, welches Ministerium zuständig ist.

FDP: „Den hohen Liedern auf das Ehrenamt müssen Taten folgen“

„Die Landesregierung lässt die Vereine nicht allein“, sagte der Minister. Die 50 Millionen Euro Soforthilfe verteilen sich auf das Sozial-, das Kultus-, das Wirtschafts-, das Innen-, das Wissenschafts- und das Landwirtschaftsministerium. Als dies bekannt wurde, hätten die Telefone nicht mehr stillgestanden.

Sabine Wölfle (SPD) liegen andere Angaben vor. Ihr zufolge wurde nur ein kleiner Teil der Mittel ausgegeben, weil die Hürden zu hoch seien. Sie habe in ihrem Wahlkreis eine Umfrage gemacht. Ergebnis: Kaum ein Vereinsvorstand wusste, wo er die Mittel beantragen soll. Sie forderte die Landesregierung auf, die Antragsstellung so einfach wie möglich zu machen, statt die Hilfen bloß „wie eine Monstranz vor sich her zu tragen“. „Der Landtag hat diese Mittel genehmigt, damit sie schnell und unbürokratisch bei den Betroffenen ankommen“, sagt die Abgeordnete und fügte hinzu: „Hier haben Sie nach unserer Auffassung leider versagt.“

Timm Kern (FDP) sieht über die Überweisung der Hilfsgelder hinaus Handlungsbedarf. Seine Ansicht nach muss auch über einen Abbau der Bürokratie nachgedacht werden. „Den hohen Liedern auf das Ehrenamt müssen Taten folgen“, sagte er an die Adresse der Landesregierung. Er forderte eine Kampagne, um für den Eintritt in die Vereine zu werben. Die Maßnahmen müssten auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden, etwa beim Laufen, Tennis und Reiten. Kern wies darauf hin, dass in Berlin Sport im Freien in festen Gruppen ab zwölf Jahre möglich ist.

Uwe Wanke (AfD) begrüßt die finanzielle Unterstützung der Vereine. Seiner Ansicht nach hätte es jedoch dazu nicht kommen müssen. „Mit Ihren Corona-Maßnahmen haben Sie viel vom Vereinsleben kaputtgemacht.“

2021 könnte wieder Normalität einkehren, hofft die CDU

Albrecht Schütte (CDU) bekommt die Probleme hautnah mit. Er ist Vorsitzender der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft in seinem Heimatort Bammental. Man frage sich ständig, wie es finanziell weitergehen soll. Und gleichzeitig: „Habe ich alles gemacht?“ Man wolle ja niemanden gefährden. Der CDU-Politiker rief dazu auf, die Corona-Maßnahmen einzuhalten. Dann sei ein eingeschränkter Übungsbetrieb und 2021 vielleicht wieder Normalität möglich.

Stefanie Seemann (Grüne) wies auf die Bedeutung der Vereine für den Zusammenhalt der Gesellschaft hin. „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass bestehende Strukturen des Gemeinsinns erhalten bleiben.“


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