Digitalisierung an Schulen: Eisenmann räumt Nachholbedarf ein

11.11.2020 
Redaktion
 

STUTTGART. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat erneut den Nachholbedarf baden-württembergischer Schulen bei der Digitalisierung eingeräumt. „Wenn Corona auch wenig Gutes zu bieten hat, es gibt ja eigentlich gar nichts“, sagte Eisenmann, „so hat es zumindest bewirkt, dass vieles vorangegangen ist.“

Zum Beispiel bei der Verteilung der 300.000 Laptops für Schülerinnen und Schüler. „Dafür mein ausdrücklicher Dank an die kommunalen Landesverbände“, so die Ministerin weiter. Und dementsprechend liege das Land im Vergleich mit anderen Bundesländern vorne, denn „bei uns sind über 80 Prozent bei den Schülerinnen und Schülern“. In einigen Bundesländern hingegen sei gerade einmal die Ausschreibung dafür erfolgt.

Grundlage der Debatte war der Gesetzentwurf der FDP zur „Digitalen Schule“. Der Fraktionsvize Timm Kern beklagte, dass überhaupt erst seit dem September 2019 die Schulträger Anträge auf Fördermittel aus dem Digitalpakt Schule stellen könnten. Dabei sei doch unstrittig, dass die Digitalisierung der Schulen für die Zukunftsfähigkeit und damit die Qualität des Bildungsangebotes von entscheidender Bedeutung ist.

„Spätestens bei der Schließung der Schulen während der Corona-Pandemie hat sich das als schwerwiegende Hypothek erwiesen“, erklärte Kern und nannte als eine Ursache für die verschleppte Digitalisierung der Schulen, dass sich Bund und Länder längere Zeit nicht auf eine Grundgesetzänderung einigen konnten. Mit unterschiedlichen Beispielen aus dem Schulalltag oder der Lehrerfortbildung wollte er den Stillstand belegen, der aber für Liberale nicht hinnehmbar sei. Um den zu überwinden müssten sich alle Akteure aufeinander zu bewegen, denn ohne Zugeständnisse auf allen Seiten werde dieser gesamtgesellschaftliche Kraftakt nicht zu meistern sein.

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„Das Land hat bereits im vergangenen Jahr vorweg und bereits vor dem Digitalpakt, den Kommunen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um die digitale Ausstattung voranzubringen“, widersprach Sandra Boser (Grüne). Konkret auf den Gesetzentwurf eingehend kritisierte sie unter anderem die  Fortbildungspflicht rein für digitale Bildung als zu kurz gegriffen: „Fortbildung ist ein essenzieller Teil für Schulen und zeigt, welche Stärken und welche Schwächen eine Schule hat.“ Wichtig werde in der Zukunft sein, dass jede Schule ein Fortbildungskonzept für sich auf den Weg bringt, das genau diese Stärken und Schwächen beinhaltet. Es brauche Fortbildungskonzepte, die die Komplexität der Schulen widerspiegelten, „die sich aber nicht rein auf die digitale Bildung konzentrieren“.

SPD verlangt verbindliche Regelungen

Für die SPD verlangte der Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei verbindlichere Regelungen, „was die Mammutaufgabe Digitalisierung an unseren Schulen angeht“. Die Frage der Konnexität müsse geklärt werden: „Wir brauchen eine größere Verbindlichkeit der Digitalisierungshinweise für Schulen in öffentlicher Trägerschaft, also der früheren Multimediaempfehlungen.“ Zu Recht habe die FDP ausgeführt, „die Schulen könnten oder müssten schon viel weiter sein“. Grund dafür sei „das Versagen der Kultusministerin mit Blick auf die Bildungsplattform ella, aber eben auch die fahrlässige langjährige Blockadehaltung des Ministerpräsidenten Kretschmann im Zusammenhang mit Bundesmitteln zur Digitalisierung“. Beides habe die Schulen im Land auf dem Weg zur weiteren Digitalisierung behindert.

AfD: Es braucht qualifizierte Lehrer

„Digitale Mittel sind wichtige Hilfsmittel, aber auch nicht mehr“, so Rainer Balzer (AfD). Der Schüler müsse am Ende der Schulzeit souverän mit den gängigen Programmen umgehen können, mit der gängigen Bürosoftware vertraut sein. In Mathematik und für Berechnungen sei neben dem Rechnen mit Papier und Bleistift natürlich die Tabellenkalkulation Grundvoraussetzung im heutigen Berufsleben. Videobearbeitung könne für den Deutschunterricht und jeden anderen Sprachunterricht oder auch für den Unterricht im Fach Kunst sinnvoll und wichtig sein, aber das funktioniert alles ohne „kompetente Lehrer und also entsprechend qualifizierte Fortbildungsprogramme nicht“.

Eisenmann versprach angesprochene Themen ernst zu nehmen: „Ich denke aber auch, wir sind gemeinsam mit den Schulträgern und den einzelnen Schulstandorten auf einem guten Weg.“ Der Gesetzentwurf wird jetzt im zuständigen Schulausschuss beraten.


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