STUTTGART. Weil sich immer mehr Wildtiere in den Städten tummeln, wird es künftig Stadtjäger geben. Außerdem ist in der Novellierung des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) ein digitales Wildtierportal vorgesehen. Grundsätzlich wurde die Reform, die das Waldtiermanagement effektiver machen soll, in der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs von der großen Mehrheit der Landtagsabgeordneten begrüßt. Die Oppositionsfraktionen forderten jedoch weitere Änderungen. Der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU), sagte, dass die Novellierung auf der Wildtierforschung basiere. Die Empfehlungen des ersten Wildtierberichts seien in das Gesetz eingeflossen.
Nachdem die Änderungsanträge der Oppositionsfraktionen abgelehnt worden sind, ist die Gesetzesnovellierung von der Mehrheit beschlossen worden gegen die Stimmen der AfD bei Enthaltung der SPD. Ein Streitpunkt war die Vorverlegung der Schonzeit um zwei Wochen, die Hauk mit den Veränderungen aufgrund des Klimawandels begründete. Die FDP hat dagegen eine Aufhebung von starren Schonzeiten beantragt. Für den Liberalen Klaus Hoher enthält der Gesetzentwurf jedoch grundsätzlich „brauchbare Neuerungen“.
Das sieht auch Reinhold Gall von der SPD so. Entschieden wandte er sich jedoch dagegen, „halbautomatische Waffen aufzumunitionieren“ von drei auf fünf Patronen. Dies sei gegen den erklärten Willen der Jäger geschehen, so Gall. Laut Hauk entspricht dies jedoch der vom Bund vorgesehenen Regelung. Udo Stein von der AFD warf dem Minister vor, dass er mit der Gesetzesnovellierung „den Jägern und allen Teilnehmern mehrerer runden Tische zum Thema Wildschaden in den Rücken gefallen“ sei.
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Für Reinhold Pix von den Grünen kommt den Wildtierbeauftragen künftig eine Schlüsselrolle zu, die deshalb verpflichtend in jedem Landkreis eingestellt werden müssten. Er betonte, dass Jäger auch einen Beitrag leisteten zum Schutz der dürregeschädigten Wälder. Deren Kompetenz sei gefragt, damit der Wildtierbestand nicht zu hoch werde. „Der Wald ist in dramatischer Situation“, sagte Pix.
Es geht dem Grünen um die Erhaltung eines einzigartigen Ökosystems, das in Corona-Zeiten als Ausflugsziel einen ganz neuen Stellenwert erhalten habe. Auch für Manuel Hagel von der CDU ist es die Aufgabe der Jäger, Wald und Wild in Einklang zu bringen. Entschieden wandte er sich „gegen die pauschale Verurteilung der Jägerschaft“.
Peter Hauk warnte davor, dass sich Wildtiere ohne Jäger explosionsartig vermehren würden. Er wandte sich entschieden gegen zum Teil hetzerische Kritik aus den Reihen von Veganern und Vegetariern an den Jägern. Der Minister betonte, dass das Gesetz verschiedene Aspekte, von Naturschutz über Landwirtschaft und Tierschutz bis zu Eigentum in Einklang bringen müsse. Er rief in Erinnerung, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr sei. Mit den notwendigen Regelungen zur Seuchenbekämpfung sei Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter, lobte Hauk, der in der kommenden Legislaturperiode weitere Anpassungen des Gesetzes aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse für notwendig hält.